Die verborgene Natur der Brenta-Dolomiten

Die Brenta-Gruppe überrascht zwischen ihren Rissen und Geröllhalden mit einer unerwarteten Flora

Jede Etappe der Via delle Normali führt Sie zu den schönsten Winkeln der Brenta-Gruppe. Die zweite Etappe dieser Wander- und Klettertour, die zehn Gipfel der Brenta-Dolomiten miteinander verbindet, führt von der Agostini-Hütte zur Cima Tosa und zum Crozzon di Brenta und dann hinunter zur Pedrotti-Hütte.

Der Abstieg auf dem Normalweg, der sich mit dem Brentari-Weg verbindet, eignet sich ausgezeichnet, um die typische Flora der Dolomiten kennenzulernen.

Madonna di Campiglio - Dolomiti di Brenta

Die Flora der Dolomiten

In den Hochlagen über 2000 m wachsen zwischen Geröll und Felsspalten viele Gletscherrelikte, d.h. endemische Pflanzenarten, die die Vergletscherungen überlebt haben.

Der Aufstieg ist eine Art Reise zu den seltensten Pflanzenarten, die es dank ihrer Wurzeln geschafft haben, sich an das bisschen Erde zu klammern, das zwischen den Steinen und Rissen liegt. Sie sind in der Lage, inmitten einer Umgebung zu leben, die aus der Ferne völlig kahl und ohne Leben erscheint.

Der Fels-Glockenblume (Raponzolo) stammt aus einer längst vergangenen Zeit. Sie hat sich an die schattigen Dolomit- oder Kalksteinwände bis zu 2.000 m Höhe angepasst und wächst dort mit ihren spitz zulaufenden, lilafarbenen Blüten. Man sieht sie erst, wenn man direkt neben ihr steht, denn die Glockenblume lebt gerne in feuchten Spalten, die man beim Klettern normalerweise meidet.

Abstieg zur Tosa-Pedrotti-Hütte müssen Sie einen Hang aus Schotter und Steinen überqueren. Diese scheinbar karge Fläche, die ständig in Bewegung ist, bildet das ideale Terrain für den Rätischen Alpen-Mohn, der durch seine gelben Blüten fröhlich aus den Steinen hervorblitzt. Weniger sichtbar ist das Alpen-Leinkraut, das hübsche, graustichige Polster bildet, auf denen sich dann im Sommer violett gespornte Blüten mit einer (orange-)gelben Unterlippe zeigen.

Die Via delle Normali: Die Flora der Dolomiten

Die Pionierpflanzen

Als Pionierpflanze werden alle Pflanzenarten bezeichnet, die auf noch nicht stabilen Böden wachsen können. Sie halten die Geröllböden zurück und stabilisieren sie, indem sie Inseln bilden. Auf diesen Inseln können dann wieder andere Pflanzen wachsen. Nach und nach werden die Geröllböden, sofern es nicht zu größeren Abschwemmungen oder Erdrutschen kommt, reich an Vegetation, darunter auch Bäume wie die Latschenkiefer.

Eine wichtige Pionierpflanze ist, ist die Potentilla persicina (Dolomiten-Fingerkraut). Sie bildet weiche, ovale, sehr niedrige und blattreiche Polster und fällt durch ihre rot-violetten Blüten auf. Diese Pflanze hält ein ideales Mikroklima aufrecht, das sie bei plötzlichen Temperaturschwankungen schützt.

Wer die Brenta-Gruppe auf der Via delle Normali erobert, lernt auf jeder Etappe andere Besonderheiten kennen. Jede Etappe führt in andere Klimazonen und birgt Überraschungen. Denken Sie dran, immer die Augen offenzuhalten und zwischen den Steinen zu suchen. Es lohnt sich.

Die Via delle Normali

Die Via delle Normali

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Veröffentlicht am 27/11/2021